Vorgarten

Der Vorgarten gilt, auch und vor allem in Deutschland, als "Visitenkarte" des Hauses, denn er ist oft das erste, was Besucher und Nachbarn von der Straße aus sehen.

Meist handelt es sich beim Vorgarten um eine kleinere, überschaubare Fläche, die in der Nähe des Hauseingangs und der Fenster liegt. Leider verzichten daher noch immer viele Menschen auf das Anpflanzen von Büschen oder Bäumen im Vorgarten - und lassen damit eine riesige Chance für die Natur und für mehr Lebensqualität ungenutzt!  Denn mit einer geschickten Permakultur-Gestaltung lässt sich eine solche Fläche sehr gut nutzen und in eine echte "Oase" des Lebens verwandeln, in der man sich wohl fühlt, in der Kinder Pflanzen und Tiere kennenlernen können und wo die Seele zur Ruhe kommen kann! Nichts ist schlimmer als ein "versiegelter" Vorgarten mit einer einfallslosen, sterilen Kiesfläche, mit Betonplatten oder gar Asphalt!

Der vermeintlich "pflegeleichte" Vorgarten, ohne blühende Pflanzen, Büsche und Bäume ist in Zeiten schwindener Artenvielfalt eigentlich nicht mehr hinnehmbar oder zu entschuldigen! Hier unsere Ideen und Praxis-Tipps für den naturnahen Vorgarten:

  • Schaffe einen Lebensraum, in dem Vögel und Insekten sich wohl fühlen, am besten mit einer Mischhecke aus heimischen Pflanzen, zum Beispiel aus Hainbuchen, Liguster, Weißdorn, Holunder, Berberitze, Hundsrose, Johannisbeeren oder anderen Heckenpflanzen!
  • Vermeide Thuja und Kirschlorbeer-Hecken, denn diese haben kaum einen Wert als Nahrungsquellle für Insekten oder Vögel!
  • Soll es eine blickdichte, langsam wachsende Hecke sein, so verwende eventuell heimische Eiben, bedenke jedoch, dass die Pflanze bei Verzehr giftig ist! Je nach Platz kannst Du im Vorgarten auch einen kleinen Obstbaum pflanzen, und so die Tradition des "Hausbaumes" aufrecht erhalten!
  • Ein Apfel-, Kirsch-, Pflaumen oder Birnbaum blüht wunderbar und spendet leckere Früchte - nachfolgende Hausbewohner und Generationen werden es Dir danken! 😉
  • Du kannst in Deinem Vorgarten auch einen schönen Holzzaun errichten, und ihn so einfrieden, gut geeignet ist zum Beispiel ein Staketenzaun aus unbehandeltem Kastanien- oder Lärchenholz.
  • Streiche Deinen Zaun nicht mit "Holzschutzfarbe", sondern baue ihn einfach so, dass das Wassser gut ablaufen kann!  Im Vorgarten kannst Du oft auch gut das Regenwasser von Dachflächen sammeln, oder Du baust einen kleinen Teich, der mit dem Regenwasser gespeist wird! Wasser zieht Leben an, Libellen und andere Lebewesen freuen sich.
  • Achte beim Teichbau besonders auf eine seichte Ufergestaltung, ohne steile Kanten, damit der Teich nicht zu einer Falle, zum Beispiel für Igel oder andere Lebewesen werden kann!
  • Vermeide Rasenflächen im Vorgarten, bzw. wandle diese in Beete um oder pflanze an der Stelle andere Pflanzen an; das spart viel Zeit und Kosten für das Rasenmähen und hilft der Natur!
  • Je nach Sonnenschein-Dauer bzw. Himmelsrichtung solltest Du möglichst viele blühende und essbare Pflanzen in Deinem Vorgarten ansiedeln, damit Insekten Nahrung finden. Gut und mit vergleichsweise wenig Pflege gedeihen zum Beispiel Beinwell, Malven, fette Henne, Pfefferminze, Salbei, Thymian, Majoran  und viele andere Kräuter und Pflanzen - einige Blumen bevorzugen sogar eher nähstoffarme Erde.
  • Du kannst im Vorgarten auch mit einigen Natursteinen und Totholz schöne Akzente setzen, - unter den Steinen sammelt sich Feuchtigkeit, die Oberfläche speichert Sonnen-Wärme, und mit etwas Glück entsteht zwischen den Steinen und Ästen ein Unterschlupf für Salamander, Eidechsen und andere gefährdete Tierarten!

Am besten nimmst Du Dir Zeit, beobachtest genau, welche Pflanzen und Tiere sich in Deinem Vorgarten wohl fühlen und reagierst auf die Zeichen und Signale der Natur! Auch Brennesseln sind in einem Permakultur-Vorgarten übrigens willkommen, denn sie sind eine wertvolle Nahrungsquelle für viele Insekten und locken Schmettterlinge an! Dazu gehört übrigens auch der Faulbaum!  Sollte es Nachbarn geben, die ihren Vorgarten noch im Stil der 1950er Jahre  mit "Pflanzenschutzmitteln", Schneckenkorn und anderen giftigen Substanzen "anreichern", so kannst Du diese auf Nachfrage freundlich aber bestimmt darauf hinweisen, dass solche umweltschädlichen Praktiken nicht enkeltauglich und schon gar nicht mehr zeitgemäß sind!

Der naturnahe Vorgarten ist ein gelebtes Stück Veränderung, in dem Du mehr Gutes tun kannst, als Du vielleicht glaubst! Verzichte konsequent auf den Einsatz von Laubbläsern, lass das Laub ruhig liegen, mulche den Boden  zusätzlich, und freue Dich, wenn sich dort Igel, Frösche, der Zaunkönig oder Marienkäfer ansiedeln!  Und wenn Du keinen Vorgarten hast?  Vielleicht kannst Du auf Deinem Balkon oder auf einer ungenutzte Fläche in der Nähe etwas für die Pflanzenvielfalt tun? Mache Deinen Vorgarten zu einer kleinen Arche -  das ist die beste "Visitenkarte", die es gibt.

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